Interview Barry Mc Cabe - German - 13th Nov. 2004
Interview vom Online-Rockmagazin "Rocktimes"


Barry McCabe - Der Gibson-Mann


Die Rocktimes-Crew hatte vor der Show am 09.10.2004 in der Bluesnight in Duiven/NL Gelegenheit zu einem Gespräch mit dem Headliner Barry McCabe.


RockTimes: Wann hast du damit angefangen Musik zu machen?

Barry McCabe: (lacht) Meinst du wie viele Jahre es her ist oder wie alt ich war? Meine erst Gitarre bekam ich mit 14 Jahren, was natürlich sehr spät war. Viele Leute fangen als kleine Kinder an. Aber ich denke, ich lernte sehr schnell. Ich erinnere mich, die Musiklehrerin gab uns einmal vor den Sommerferien einen bestimmten Song zum üben. Ich habe ihn ein bisschen eingeübt und dann die Ferien genossen. Nach den Ferien fragte sie, wo wir stehen geblieben seien. Die Kids nannten einen anderen, leichteren Song, den jeder dann vorspielte. Als ich der Reihe war, war sie zunächst überrascht und ein wenig enttäuscht, weil ich nicht den gleichen Song geübt hatte - den wir im übrigen schon beendet hatten. Ich erinnerte sie daran, welchen Song sie uns aufgegeben hatte, und das war natürlich ein komplizierterer. Ich spielte ihn, es schien mir etwas leichter zu fallen als den anderen, und danach nahm sie mich immer zu Seite und gab mir andere, schwerere Aufgaben als den anderen. So war das, ich habe als Schüler im Musikunterricht angefangen zu musizieren. Bevor ich die Schule verließ, hatte ich eine "richtige" Band, die übliche Geschichte eben, eine Schulband.


RT: Wie hieß die Band?

BM: Albatross. Es war von Anfang an Albatross, wir haben 10 oder 15 Jahre lang zusammen gespielt. Natürlich wechselte das Line-up des öfteren.


RT: Habt Ihr immer die gleiche Stilrichtung gespielt?

BM: Ok, am Anfang spielten wir natürlich nur in unserer Gegend. Logischerweise spielt man als Anfänger mehr Cover, halt seine Lieblingssongs. Irgendwann habe ich angefangen, meine eigenen Songs zu schreiben und in die Sets einzubringen. Schließlich waren wir sehr beschäftigt, wir spielten viele Gigs. Die anderen Bandmitglieder waren alle älter als ich, hatten mehr Verpflichtungen. Sie rieten mir, mich nach jüngeren Leuten umzugucken, da ich durch das ganze Land touren wollte. Nun, ich fand zwei Kumpel, und das war der wirkliche Beginn: Wir schrieben eigene Songs und spielten sie auch. Und ja, es war Rory (Gallagher), der uns hauptsächlich beeinflusste.


RT: Erzähl uns etwas über deine Lieblingsgitarre.

BM: Meine Lieblingsgitarre oder mein Lieblingsgitarrist?


RT: Deine Lieblingsgitarre!

BM: (lacht) Oh, ich bin kein Fender-Mann! Ja, obwohl ich ein Rory-Fan bin, bin ich einer der wenigen, die keine Fender spielen. Der Grund ist ganz einfach: ich wuchs in einem kleinen Dorf auf. Zu jener Zeit war es recht schwierig, Musikinstrumente zu bekommen - es gab nicht viele Musikläden in der Gegend, aus der ich komme.
Es gab aber jemanden mit einer Art Werkstatt, vollgestopft mit allen möglichen Sachen, wie eine Höhle. Als Kind ging man hinein und kam 5 oder 6 Stunden später mit leuchtenden Augen wieder heraus. Was immer man wollte, er hatte es, auch musikalisch, alle Top-40-Bands, alles, was das Herz begehrte. Er schien immer das richtige für einen zu haben. Ich ging hinein auf der Suche nach einer Gitarre. Er pfiff vor sich hin und sagte ja, vielleicht habe ich etwas für dich. Er hatte eine Ibanez-Kopie der Gibson Les Paul, und so begann ich mit einer Kopie einer Gibson Gitarre, mit dieser Größe, mit dieser Form, mit diesem Sound - mit diesem fetten Sound. Es war eine sehr gute Gitarre, auch wenn es nur eine Ibanez war, ich war glücklich damit! Ich spielte sie eine ganze Weile. Irgendwann hatte ich etwas Geld verdient und wollte eine Strat kaufen.
Ich versuchte eine und, hm, tja, es fühlte sich nicht richtig an: zu klein, zu dünn, zu leicht, und ich dachte mir: ok, du bist wohl ein Gibson-Mann. Ich spielte nie eine Strat und werde es sicher auch nie tun, sie hat einfach nicht diesen fetten Sound. OK, im Studio hin und wieder, wenn ich mit einem Song da sitze und überlege, ob es besser klingen würde mit einer Strat, würde ich es versuchen. Wenn es besser klänge, würde ich sie nehmen. Aber ich könnte sie nie bei einem Auftritt nutzen, da mein ganzes Equipment auf den Gibson-Sound eingestellt ist. Eine Fender würde einfach nicht so gut klingen. Meine Verstärker sind für diesen fetten Sound eingestellt, ich hänge also an den Gibsons, irgendwie.


RT: Barry, lass uns ein wenig über deine musikalischen Helden sprechen.

BM: Nun, es ist sicher ein wenig überraschend für euch. (allgemeines Gelächter) Rory, ja, Rory. Ich entdeckte "Live in Europe" mit ungefähr 13 Jahren. Das erschütterte meine Welt und damit begann alles für mich! Da erkannte ich, dass ich Musiker werden und wie Rory durch die ganze Welt touren wollte. Als Kind jemanden wie Rory zum Vorbild zu haben hatte noch einen positiven Nebeneffekt: Es ist sehr traurig, dass er so jung sterben musste; dass er solche Probleme hatte mit Alkohol; aber er warnte in seinen Interviews immer vor den Folgen von Alkohol und Drogen. Wenn du ein Kind bist und dein Held sagt so etwas, dann nimmst du das sehr ernst. Rory hatte in jeder Hinsicht den größten Einfluss auf mich.
Was Gitarristen angeht, ist Peter Green einer meiner Favoriten wegen des fulminanten Gibson-Sounds. Ich liebte seinen Sound, es war unglaublich. Er legte soviel Gefühl in eine einzige Note. Das lehrte mich, nicht zu schnell zu sein, sondern manchmal innezuhalten. Ein anderer Einfluss kam von Phil Lynott, besonders was das Songwriting anbelangt. Er konnte wirklich gut mit Worten umgehen. Aber ich mag noch eine Menge unterschiedlicher Typen, wie Jackson Brown und James Taylor, Typen, die sich einfach hinsetzten und wundervolle Songs mit Akustik-Gitarren schreiben; und ich mag natürlich auch solche Bands wie Molly Hatchett oder Lynyrd Skynyrd, diese Sachen. Mein Musikgeschmack ist breit gefächert, aber es sind definitiv Rory und Peter Green, die mich am meisten beeinflusst haben.


RT: Sag bitte spontan, was dir bei den folgenden Namen einfällt: Walter Trout.

BM: Oh, den kenne ich persönlich sehr gut. Wir sind oft zusammen getourt. Jemand nannte ihn mal "Muddy Waters auf LSD". Walter ist das genaue Gegenteil von Peter Green. Walter sagt immer: warum soll ich hundert Noten spielen, wenn ich tausend spielen kann? Das ist sein Stil. Ich mag ihn sehr gerne und ich mag seine Art, Gitarre zu spielen.


RT: Brush Shiels.

BM: Ein sehr wichtiger Mann in der Geschichte irischer Musik. Ich glaube, dass viele Leute seinen Einfluss unterschätzen. Ich kenne ihn auch; er ist ein sehr wichtiger Musiker.
RT: Wolfe Tones.
BM: Ach, du meine Güte! Nicht wirklich meine Sache, musikalisch wie politisch. Sie sind sehr beliebt in Irland, aber nicht wirklich mein Ding.


RT: Dan Baird.

BM: Ah, Georgia Satellites, die mochte ich sehr gerne! Diese Art von Gitarren-Rock`n´Roll gefällt mir.


RT: Der letzte Name: Guinness.

BM: (lacht laut) Ich schätze, ich war in den letzten 20 Jahren verantwortlich für einen erstaunlich hohen Gewinn der Firma. Ich halte den Laden beschäftigt. Guinness ist so irisch wie mein Name, aber... seid vorsichtig, trinkt nicht zu viel!


RT: Erzähl uns was über deine nächste CD.

BM: Da muss ich ein bisschen vorsichtig sein, was ich erzähle, einfach, weil ich damit grade erst angefangen habe. Und wenn man die Arbeit an einer CD beginnt, sollte man sich alle Optionen offen halten. Ich möchte nicht zu viel sagen, sonst werde ich darauf festgenagelt und die Entwicklung wird blockiert.
Ich bin im Moment damit beschäftigt. Die Songs scheinen recht gut zu werden. Ich arbeite mit der Band daran; was ich bisher gehört habe, gefällt mir sehr gut. Ich mache das gleiche wie bei "Peace", also irische Musik und Blues zusammen bringen, vielleicht noch ein bisschen enger diesmal. Aber es ist noch zu früh, wirklich etwas darüber zu sagen.
Wenn du beginnst, ein Album aufzunehmen, kann das, was am Ende heraus kommt, vollkommen anders sein als die Ideen, mit denen du angefangen hast. Etwas, von dem du dachtest, es geht, geht nicht und anders herum. Letztens brachte ich einen Song mit, von dem ich dachte, er würde mit der Band nicht funktionieren, weil er eigentlich für Akustik-Gitarre geschrieben war, aber er funktionierte toll und klang großartig. Die Dinge ändern sich ständig, darum möchte ich es hierbei belassen und nicht mehr verraten. Aber wir können zu einem späteren Zeitpunkt gerne drüber reden, komm einfach irgendwann noch mal vorbei.


RT: Ok! Und wie sieht´s mit einer DVD aus?

BM: Das werden wir oft gefragt. Es ist grade sehr angesagt, eine DVD zu machen oder sogar eine gratis zur CD zu packen, aber... Bei allem, was ich mache, versuche ich, es richtig zu machen. Für mich ist es etwas mehr als einfach nur eine Show mit ein oder zwei Kameras zu filmen. Ich denke, das ist zu eindimensional. Wenn jemand diese DVD kauft und sie zu Hause im Wohnzimmer bei Tageslicht sieht, vielleicht die Band noch nie live gesehen hat, wird er die Live-Power und die Atmosphäre nicht nachvollziehen können. Ich möchte in der Lage sein, ein dreidimensionales Bild von dem zu zeigen, was ich bin. Es sollten auch Interviews enthalten sein und mehr Erklärungen zu einzelnen Songs. Es würde also eine umfangreichere Sache werden. Ich denke natürlich darüber nach und ich würde es sehr gerne machen, aber eben so gut wie irgend möglich. Ich denke, die Umstände sind zur Zeit nicht so günstig.


RT: Wann kommst du uns in Deutschland besuchen?

BM: Dich persönlich?


RT: Äääh, ich dachte an eine Tour...

BM: Unglücklicherweise ist Deutschland ein großes Land; um eine Tour zu organisieren braucht man also eine wirklich gute Agentur. Ich habe keine in Deutschland, also, wenn du jemanden kennst... Inzwischen machen wir das, was wir schon seit einigen Jahren machen: wir spielen hier (in den Niederlanden) Konzerte. Wir werden vielleicht im Februar in Hannover in der Blues Garage spielen. Ich hoffe, es werden noch einige Gigs mehr, aber das steht noch nicht fest. Es ist nicht so, dass ich es nicht wollte.


RT: Erzähl uns zum Abschluss noch etwas von deinen Live-Erfahrungen mit Rory Gallagher.

BM: Als ich mit ihm gespielt hatte?


RT: Ja.

BM: Ich kannte Rory persönlich ganz gut. Ich tourte mit ihm durch Holland. Ich kannte seine Crew, die Band und alle; es war immer sehr entspannt, keine Probleme. Natürlich war es für mich eine besondere Situation: ich spielte mit einer Drei-Mann-Band, er ebenso. Ich war der Sänger, er ebenso. Das Mikro stand hier, und ich stand hier und sang damit. eine halbe oder dreivierte Stunde später stand ich im Publikum und sah Rory am gleichen Platz stehen, hinter dem gleichen Mikro. Also, was soll ich sagen... Es war einer dieser magischen Momente.
Die gute Laune, die Barry in dem Interview erkennen ließ, nahm er anschließend mit auf die Bühne und spielte eine wirklich heiße Show.